Stolpersteine Nassauische Straße 30

Hauseingang Nassauische Str. 30, 27.07.2011

Hauseingang Nassauische Str. 30, 27.07.2011

Das Einwohnerverzeichnis des Jahres 1939 enthält in diesem Haus nur die dreiköpfige Familie Frankenbach und ihre beiden Untermieter Goldstein und Niklas. Alle anderen waren zu diesem Zeitpunkt woanders registriert, haben jedoch zeitweise hier gelebt. Zum Gedenken an sie sind am 29.11.2005 diese 14 Stolpersteine verlegt worden.

Stolperstein für Adele Alifeld, 27.07.2011

Stolperstein für Adele Alifeld, 27.07.2011

HIER WOHNTE
ADELE ALIFELD
JG. 1865
DEPORTIERT 1943
ERMORDET IN
THERESIENSTADT

Adele Alifeld wurde am 29. Dezember 1865 in Pasewalk bei Stettin in Pommern geboren. Wann und warum sie nach Berlin kam, lässt sich im Nachhinein nicht mehr aufklären. 1939 war sie in der Babelsberger Straße 48 als Untermieterin bei Petuchowski gemeldet. Dieser Name taucht jedoch im Volkszählungsregister unter dieser Adresse nicht auf.

Adele Alifeld, die unverheiratet war, wurde am 17. März 1943 mit 1286 Menschen, von denen 1065 umgebracht worden sind, nach Theresienstadt deportiert und dort am 25. März 1943 ermordet.

1959 stellte Josef Marx aus Mönchengladbach einen Entschädigungsantrag für „Vermögensgegenstände“. Er wurde nicht bewilligt.

Stolperstein für Henriette Dahlheim, 27.07.2011

Stolperstein für Henriette Dahlheim, 27.07.2011

HIER WOHNTE
HENRIETTE
DAHLHEIM
JG. 1888
DEPORTIERT 1942
ERMORDET IN
RAASIKU/REVAL

Henriette Dahlheim wurde am 14. September 1888 in Berlin geboren. Sie war die Schwester von Ludwig Dahlheim.

Stolperstein für Ludwig Dahlheim, 27.07.2011

Stolperstein für Ludwig Dahlheim, 27.07.2011

HIER WOHNTE
LUDWIG
DAHLHEIM
JG. 1883
DEPORTIERT 1942
ERMORDET IN
RAASIKU/REVAL

Ludwig Dahlheim, am 8. Mai 1883 in Berlin geboren, war mit Thea Toller aus Halle/Saale verheiratet.

Stolperstein für Thea Dahlheim, 27.07.2011

Stolperstein für Thea Dahlheim, 27.07.2011

HIER WOHNTE
THEA DAHLHEIM
GEB. TOLLER
JG. 1899
DEPORTIERT 1942
ERMORDET IN
RAASIKU/REVAL

Thea Dahlheim geb. Toller, geboren am 3. August 1899 in Halle/Saale, war die Ehefrau von Ludwig Dahlheim.

Von allen dreien ist außer den Geburts- und Todesdaten nichts bekannt. 1931 standen sie nicht im Jüdischen Adressbuch. Auch bei der Volkszählung am 17. Mai 1939 haben sie sich nicht registrieren lassen.

Sie wurden zusammen am 26. September 1942 nach Raasiku bei Reval (Tallinn) in Estland deportiert. In diesem Zug, der vom Verladebahnhof Moabit abfuhr, waren 809 jüdische Menschen aus Berlin zusammengepfercht, mehrere Waggons mit 234 Menschen aus Frankfurt a. M. wurden in Berlin angekoppelt. Unter den Deportierten befand sich eine große Zahl von Familien mit Kindern, darunter die Familie Sally und Recha Köln mit acht Kindern im Alter zwischen 1 und 14 Jahren. Alle sind ermordet worden.

Stolperstein für Else Danielsohn, 27.07.2011

Stolperstein für Else Danielsohn, 27.07.2011

HIER WOHNTE
ELSE
DANIELSOHN
JG. 1907
DEPORTIERT 1942
ERMORDET IN
RIGA

Else Danielsohn ist am 5. Januar 1907 in Berlin geboren. Sie war wohl die Tochter von Johanna und Hermann Danielsohn.

Stolperstein für Johanna Danielsohn, 27.07.2011

Stolperstein für Johanna Danielsohn, 27.07.2011

HIER WOHNTE
JOHANNA
DANIELSOHN
GEB. DANIELSOHN
JG. 1879
DEPORTIERT 1942
ERMORDET IN RIGA

Johanna Danielsohn, im Berliner Gedenkbuch der jüdischen Opfer des Nationalsozialismus mit diesem Nachnamen und als „geb. Danielsohn“ aufgeführt, ist am 8. November 1879 in Berlin geboren. Vermutlich war sie verheiratet mit Hermann Danielsohn.

Beide Frauen wohnten, als am 17.5.1939 eine Volkszählung stattfand, im Stadtteil Prenzlauer Berg in der Lottumstraße 12. Dort war bis 1937 der Kaufmann Hermann Danielsohn gemeldet. Er ist wohl vorher gestorben, so dass er die Judenverfolgung, aber nicht die Deportationen miterleben musste. 1939 war dann Johanna Danielsohn als Witwe eingetragen.

Mutter und Tochter wurden am 5. September 1942 zusammen vom Güterbahnhof Moabit nach Riga in Lettland deportiert und dort am 8. September 1942 wie nahezu alle der 796 Insassen ermordet.

Quellen: Bundesarchiv; Adressbücher; Gedenkbuch Berlins der jüdischen Opfer des Nationalsozialismus. Hrsg: Freie Universität Berlin, Zentralinstitut für sozialwissenschaftliche Forschung. Berlin 1995

Stolperstein für Theodor Frankenbach, 27.07.2011

Stolperstein für Theodor Frankenbach, 27.07.2011

HIER WOHNTE
THEODOR
FRANKENBACH
JG. 1869
DEPORTIERT 1942
THERESIENSTADT
ERMORDET 2.11.1942

Theodor Frankenbach wurde am 14. Oktober 1869 in Leipzig geboren. Er heiratete Elisabeth Graupe. Beide hatten einen Sohn, dem sie den Namen Kurt gaben. Theodor Frankenbach war von Beruf gewerblicher Kunstzeichner.

Am 3. Oktober 1942 wurde er mit seiner Frau nach Theresienstadt deportiert. Nach vier Wochen, am 2. November 1942, ist er umgebracht worden. Seine Todesbescheinigung weist „Enteritis/Darmkatarrh“ als Todesursache aus – die in Theresienstadt übliche Umschreibung für Folgen der miserablen hygienischen Zustände in dem Ghetto, denen die meisten zum Opfer fielen.

Stolperstein für Elisabeth Frankenbach, 27.07.2011

Stolperstein für Elisabeth Frankenbach, 27.07.2011

HIER WOHNTE
ELISABETH
FRANKENBACH
GEB. GRAUPE
JG. 1873
DEPORTIERT 1942
THERESIENSTADT
ERMORDET 19.10.1942

Elisabeth Frankenbach geb. Graupe wurde am 28. November 1873 in Berlin geboren. Sie war die Ehefrau von Theodor Frankenbach und Mutter von Kurt, der 1903 geboren ist.

Theodor und Elisabeth Frankenbach wurden am 3. Oktober 1942 nach Theresienstadt deportiert. In ihrer Todesurkunde, die eine „Enteritis acuta“ als Ursache angibt, steht als Berufsbezeichnung “Heimarbeiterin“. Während Elisabeth am 19. Oktober 1942 an dieser für Theresienstadt typischen Erkrankung ums Leben kam, wurde ihr Mann Theodor einige Tage später am 2. November 1942 umgebracht.

Stolperstein für Kurt Frankenbach, 27.07.2011

Stolperstein für Kurt Frankenbach, 27.07.2011

HIER WOHNTE
KURT
FRANKENBACH
JG. 1903
DEPORTIERT 1942
ERMORDET IN
RAASIKU/REVAL

Kurt Frankenbach, geboren am 6. Dezember 1903 in Berlin, musste sich kurz vor seinen Eltern, bei denen er in der Nassauischen Straße 30 wohnte, in der Sammelstelle an der Levetzowstraße, einer zu diesem Zweck missbrauchten Synagoge, melden, wurde am 26. September 1942 in einem Eisenbahnzug, der aus Frankfurt/M. kam, in die Hauptstadt Estlands, nach Reval (Tallinn) deportiert und in der Nähe in Raasiku ermordet. Er war nicht einmal 40 Jahre alt.

Untermieter der Familie Frankenbach waren Wilhelm Goldstein und Luise Niklas, die beide ebenfalls deportiert und umgebracht worden sind.

Stolperstein für Wilhelm Goldstein, 27.07.2011

Stolperstein für Wilhelm Goldstein, 27.07.2011

HIER WOHNTE
WILHELM
GOLDSTEIN
JG. 1885
DEPORTIERT 1943
ERMORDET IN
AUSCHWITZ

Wilhelm Goldstein wurde am 26. April 1885 in Stolp (Pommern) geboren. Über sein Leben ist nichts bekannt. In Berlin wohnte er in der Nassauischen Straße 30 als Untermieter bei Frankenbachs.

Am 4. März 1943, wenige Tage nach der „Fabrikaktion“, als alle in der Rüstungsindustrie beschäftigten jüdischen Zwangsarbeiter verhaftet wurden, ist Wilhelm Goldstein ins Konzentrationslager Auschwitz deportiert und dort ermordet worden.

Stolperstein für Luise Niklas, 27.07.2011

Stolperstein für Luise Niklas, 27.07.2011

HIER WOHNTE
LUISE NIKLAS
GEB. GLOGAUER
JG. 1891
DEPORTIERT 1942
ERMORDET IN
RIGA

Luise Niklas geb. Glogauer wurde am 27. Januar 1891 in Lipine (Schlesien) geboren. Wann sie nach Berlin kam, welchen Beruf sie ausübte und wie ihr Leben verlief, ist nicht mehr rekonstruierbar. Auch wie ihr Mann hieß und wann er gestorben ist, lässt sich nicht herausfinden. Jedenfalls wohnte sie 1939 als Untermieterin der Familie Frankenbach in der Nassauischen Straße 30. Luise Niklas wurde von dort am 19. Januar 1942 nach Riga (Lettland) deportiert und nach ihrer Ankunft auf dem Bahnhof Skirotava ermordet.

Stolperstein für Regina Seidemann, 27.07.2011

Stolperstein für Regina Seidemann, 27.07.2011

HIER WOHNTE
REGINA SEIDEMANN
GEB. HIRSCHFELD
JG. 1879
DEPORTIERT 1942
ERMORDET IN
TRAWNIKI

Regina Seidemann geb. Hirschfeld ist am 11. Februar 1879 in Hirschberg geboren. Sie wurde am 28. März 1942 nach Piaski in Ostpolen deportiert und ermordet.

Stolperstein für Ruth Schiff, 27.07.2011

Stolperstein für Ruth Schiff, 27.07.2011

HIER WOHNTE
RUTH SCHIFF
JG. 1913
DEPORTIERT 1943
THERESIENSTADT
ERMORDET IN
AUSCHWITZ

Ruth Schiff, am 13. Mai 1913 in Köln geboren, wurde am 17. März 1943 vom Güterbahnhof Moabit in einem Zug mit 1286 Menschen zusammen mit ihrer Mutter Paula nach Theresienstadt deportiert. Auf der Deportationsliste war neben ihrem Namen der Vermerk „Kriegerwaise“ angebracht. Ruth Schiff war nicht einmal 30 Jahre alt. Am 12. Oktober 1944 ist sie mit 1500 Leuten aus Theresienstadt nach Auschwitz weiterdeportiert worden, wo sie ermordet wurde.

Stolperstein für Paula Schiff, 27.07.2011

Stolperstein für Paula Schiff, 27.07.2011

HIER WOHNTE
PAULA SCHIFF
GEB. SCHURMANN
JG. 1878
DEPORTIERT 1943
THERESIENSTADT
1945 BEFREIT

Paula Schiff, geb. Schurmann, ist am 23. Juli 1878 in Osnabrück geboren. Sonst ist nicht viel über sie bekannt. Im Archiv von Theresienstadt (Terezin) wurde bisher nicht nachgeforscht. Auf der Deportationsliste dorthin war sie die Nummer 716 und als „Kriegerwitwe“ gekennzeichnet. Sie war die Mutter von Ruth Schiff, die 1913 in Köln geboren wurde. Wer der Vater war, ist unbekannt. Paula Schiff wohnte zuletzt in Berlin in der Nassauischen Straße 30. Am 17. März 1943 ist sie in einem Güterwaggon, in dem auch ihre Tochter Ruth (Deportationsliste: „Kriegerwaise“) saß, nach Theresienstadt deportiert worden. Am 8. Mai 1945 wurde sie beim Einmarsch der Roten Armee von sowjetischen Soldaten befreit. Wie lange und wo sie überlebte, ist nicht herauszufinden.

Texte: Stolpersteine-Initiative Charlottenburg-Wilmersdorf. Quellen: Bundesarchiv, Adressbuch, Deportationslisten, Theresienstadt-Archiv, Yad-Vashem-Archiv, Entschädigungsamt Berlin.