Stolperstein Eislebener Str. 9

Stolperstein Eislebener Straße 9

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Der Stolperstein für Katharina Finder wurde am 22.10.2004 verlegt.

Stolperstein für Katharina Finder

Stolperstein für Katharina Finder

HIER WOHNTE
KATHARINA FINDER
GEB. SCHLESINGER
JG. 1876
DEPORTIERT 10.9.1942
THERESIENSTADT
ERMORDET 1944 IN
AUSCHWITZ

Katharina Finder , geboren am 10. September 1876 in Berlin, war die Tochter des Kaufmanns Emil Schlesinger und seiner Frau Martha, geb. Avellis. Ihre einzige Schwester war die Literaturwissenschaftlerin Dr. Helene Herrmann. Käthe Schlesinger heiratete 1895 den Arzt Dr. Georg Finder (1867–1931), der in Berlin promoviert hatte und an der Charité als Spezialist für Rhinolaryngologie arbeitete. Finder war Schüler und enger Mitarbeiter von Bernhard Fränkel (1836–1911), der seit 1893 im Klinikum Charité die neue Klinik für Hals- und Nasenkrankheiten leitete. 1910 zum Titularprofessor an der Medizinischen Fakultät der Berliner Universität ernannt, verließ er nach Fränkels Tod die Klinik. Neben seiner Tätigkeit für die Charité praktizierte Georg Finder als Hals-Nasen-Ohren-Arzt in Charlottenburg (u. a. in der Nettelbeckstraße 17, der Augsburger Straße 35 und 38). Käthe und Georg Finder hatten zwei Töchter: Eva, verheiratete Ebert, und Hilde, verheiratete Alsberg, denen mit ihren Familien die Flucht aus Deutschland gelang.
Ab 1939 lebten Helene und Max Herrmann bei Käthe Finder in der Eislebener Straße 9. Die Familie und der Freundes- wie Kollegenkreis bemühten sich, dem Ehepaar Herrmann und Käthe Finder die Ausreise in die USA, die Schweiz oder nach Großbritannien zu ermöglichen. Sie wollten Deutschland offenbar nur gemeinsam verlassen, was 1939 kaum mehr möglich war. Nachdem sie Anfang September 1942 den Bescheid zur Deportation erhalten hatten, raubte der NS-Staat ihnen ihre letzten Besitztümer: Die Unterlagen der Oberfinanzdirektion Berlin enthalten die „Vermögenserklärungen“ von Käthe Finder, Helene und Max Herrmann, die über Familienangehörige, Wohnung, finanzielle Guthaben usw. Auskunft geben mussten. Am 8. September 1942 wurden Käthe Finder, Helene und Max Herrmann in das sogenannte Auffanglager Berlin-Mitte gebracht, wo ihnen mitgeteilt wurde, dass ihr Vermögen eingezogen worden sei. Zwei Tage später wurden Käthe Finder, Helene und Max Herrmann vom Gleis 17 des Bahnhofs Grunewald in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Dort starb Max Herrmann, soweit bekannt, in der Nacht vom 16. auf den 17. November 1942. Helene Herrmann und Käthe Finder wurden am 16. Mai 1944 von Theresienstadt weiter in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert und dort ermordet.
Zwischen 1955 und 1971 kämpften Käthe Finders Töchter beim Entschädigungsamt Berlin und den Wiedergutmachungsämtern von Berlin um Entschädigung für das geraubte Vermögen.

Recherche und Text: Levke Harders

Literaturhinweis: Levke Harders, Nadin Seltsam: Spurensuche. Helene (1877–1944) und Max Herrmann (1865–1942), in: Zeitschrift für Germanistik, N. F. 20 (2010) 2, S. 307–323.