Stolperstein Holsteinische Str. 2

Hausansicht Holsteinische Str. 2, Foto: H.-J. Hupka

Hausansicht Holsteinische Str. 2, Foto: H.-J. Hupka

Dieser Stolperstein wurde am 2.4.2013 verlegt. Er wurde gespendet von Stephen T. Falk (Wayne, Pennsylvania, USA).

Stolperstein Bruno Falk, Foto:H.-J. Hupka

Stolperstein Bruno Falk, Foto:H.-J. Hupka

HIER WOHNTE
BRUNO FALK
JG. 1881
DEPORTIERT 1.3.1943
ERMORDET IN
AUSCHWITZ

Bruno Falk, Quelle: Familienarchiv

Bruno Falk, Quelle: Familienarchiv

Bruno Falk ist am 16. Oktober 1881 in Breslau geboren. Er hatte drei Brüder und drei Schwestern, die Eltern waren der Kaufmann Emanuel Falk (1832-1906) und Johanna Falk, geb. Kalischer (1845-1929). Emanuel Falk wiederum war der jüngste von 20 Geschwistern. Sein Großvater mütterlicherseits war ein berühmter Talmudgelehrter und Rabbiner: Zwi Hirsch Kalischer (1795-1874), der in Thorn lebte und als “Vater des religiösen Zionismus” gilt, den er in seinem 1862 erschienenen Werk „Drischat Zion“ („Sehnsucht nach Zion“) begründete, siehe auch http://de.wikipedia.org/wiki/Zwi_Hirsch_Kalischer .

Wahrscheinlich Anfang der 1930er Jahre zog Bruno Falk aus Breslau nach Berlin um. Nach der Schilderung seines Großneffen Stephen T. Falk „war Onkel Bruno unglücklicherweise ein nicht sonderlich erfolgreicher Geschäftsmann“. Offenbar hatte er mindestens ein Patent angemeldet, dessen Wert von den Nazibehörden vereinnahmt wurde.

Er wohnte einige Jahre als Untermieter bei Betti Rosenthal in der Holsteinischen Straße 2 im Wilmersdorf. Für ein Zimmer bezahlte er 35 Reichsmark Miete, zu dieser Zeit war er als „Arbeiter“, wie er selbst angab, bei der Firma Weber & Co. in Treptow, Graetzstraße 68, beschäftigt. Vorher hatte er in der Berliner Straße in Steglitz gewohnt, später – für kurze Zeit vor seiner Deportation – in der Martin-Luther-Straße in Schöneberg.

In seiner Vermögenserklärung, die er am 28.2.1943 ausfüllte, gab er weder Geldvermögen noch Sacheigentum an, sondern nur eine Lebensversicherung über die Summe 234,60 RM. Auf Nachfrage der Leitstelle der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) teilte die Victoria Allgemeine Versicherungs Actiengesellschaft zu Berlin mit: „Nach einer Postauskunft … unbekannt verzogen“. Zu diesem Zeitpunkt war Bruno Falk schon ins Konzentrationslager Auschwitz deportiert worden. Die Finanzbehörden kassierten von der Victoria 219,60 RM und schlossen die Akte Falk. Ein Obergerichtsvollzieher namens Becker fertigte am 1.5.1943 den Vermerk an: „Falk hat zur Untermiete gewohnt und eigene Sachen nicht besessen.“ Für diese Dienstleistung berechnete Becker 2,50 RM Gebühren. Vom früheren Arbeitgeber, der Firma Weber, beanspruchte der Staat dann noch 77,20 RM nicht ausgezahlten Lohn.

Bruno Falk musste, nachdem er aus der Holsteinischen Straße abgeholt worden war, zunächst ins Sammellager. Nach seiner Registrierung wurde er mit 1 682 Leidensgenossen für einen Massentransport eingeteilt, der am 1. März 1943 vom Bahnhof Grunewald nach Auschwitz fuhr. Dort ist Bruno Falk ermordet worden.

Einer von Bruno Falks Brüdern war Dr. Hermann Falk (1875-1932). Er war verheiratet gewesen mit Gertrud Falk, geb. Raphaelson, geboren am 30. Oktober 1886 in Allenstein (Ostpreußen). Sie wohnte zuletzt, vor ihrer Deportation nach Auschwitz am 29. Januar 1943, in der Motzstraße 47 in Schöneberg, wo für sie am 28.3.2013 ebenfalls ein Stolperstein verlegt worden ist. Hermann und Gertrud Falk waren die Großeltern von Stephen T. Falk.

Betti Rosenthal, geb. Feblowicz, geboren am 20. August 1892 in Berlin, bei der Bruno Falk eine Zeitlang zur Untermiete gewohnt hatte, ist einen Tag nach ihm, am 2. März 1943, nach Auschwitz deportiert und dort ebenfalls ermordet worden.

Text: Helmut Lölhöffel

Quellen: Stephen T. Falk, Erinnerungen; Brandenburgisches Landeshauptarchiv, Potsdam; Gedenkbuch des Bundesarchivs