Stolpersteine Duisburger Straße 2

Hauseingang Duisburger Str. 2, 2014

Hauseingang Duisburger Str. 2, 2014

Der Stolperstein für Richard Jaretzki wurde von Monika Vogel und Jochen Klöck gespendet und am 30.4.2013 verlegt.

Der Stolperstein für Else Kochmann wurde am 23.11.2021 verlegt.

Stolperstein Richard Jaretzki, April 2013

Stolperstein Richard Jaretzki, April 2013

HIER WOHNTE
RICHARD JARETZKI
JG.1869
DEPORTIERT 24.7.1942
THERESIENSTADT
ERMORDET 6.2.1943

Richard Jaretzki wurde am 16. August 1869 in Berlin geboren. Sein Vater hieß Moritz Jaretzki, seine Mutter Dorothea, geb. Stern. Der künstlerisch begabte Richard Jaretzki besuchte die Königliche Akademische Hochschule für Bildende Künste und arbeitete als Kunst- und Reklamemaler. Er war ledig und lebte von 1937 bis 1942 in der Duisburger Straße 2, in den Adressbüchern jener Jahre war er mit der Berufsbezeichnung „Maler“ eingetragen. Wo er vorher wohnte, ist nicht herauszufinden – in den Berliner Adressbüchern war er nicht registriert.

Am 24. Juli 1942 wurde er, nachdem er sich im Sammellager an der Großen Hamburger Straße – einem von den Nazis zu diesem Zweck missbrauchten ehemaligen Jüdischen Altersheim – registrieren lassen musste, in einem Eisenbahnwaggon zusammen mit 100 anderen überwiegend älteren Menschen vom Gleis 17 des Bahnhofs Grunewald ins Ghetto Theresienstadt deportiert. Dort ist er am 6. Februar 1943 an „Altersschwäche“ gestorben, wie in der „Todesfallanzeige“ vermerkt wurde, die in der Opferdatei des Ghettos Theresienstadt www.holocaust.cz/de/document/DOCUMENT.ITI.15864 zu sehen ist. Er wurde 73 Jahre alt.

„Mit dem Stolperstein vor dem Haus, wo er zuletzt lebte, wird das Schicksal von Richard Jaretzki aus der Tiefe des Vergessens geholt“, wurde bei der Verlegung gesagt.
Zwei seiner Werke sind auf der Website
www.veikkos-archiv.com/index.php?title=Kategorie:Jaretzki,_Richard zu sehen.

Recherche: Monika Vogel / Jochen Klöck / Helmut Lölhöffel

Stolperstein Else Kochmann

HIER WOHNTE
ELSE KOCHMANN
GEB. BROCK
JG. 1870
DEPORTIERT 2.3.1943
ERMORDET IN
AUSCHWITZ

Der Stolperstein wurde am 23. November 2021 verlegt und von der Urenkelin Elisheva BarAm initiiert und gespendet.

Else Kochmann geb. Brock, wurde am 22. April 1870 in Stettin geboren. Sie lebte später in Berlin, 1927 in der Weimarer Straße und seit Herbst 1935 – nach der Flucht ihres Sohnes nach Palästina – in einer 2-Zimmer-Wohnung in der Duisburger Str. 2.

Der Sohn Dr. Rudolf Kochmann war Kinderarzt in Berlin und floh 1935 mit seiner Frau und den Kindern Klaus, der 1920 geboren wurde, und Gabrielle, die 1921 zur Welt kam, nach Tel Aviv, wo er als Arzt arbeitete und sich eine Existenz aufbaute. 1952 emigrierte er in die Schweiz. Dessen Sohn Klaus – später Gad Eshkar – wurde Geiger im Israel Philharmonic Orchestra, die Tochter Gabrielle, verheiratete Golan, lebte später mit ihrem Mann in Genf als Flötenlehrerin.

Else Kochmann besuchte ihre Familie in Palästina zweimal, wohl 1936 und 1938. Ihr Sohn wollte sie dazu bewegen, ebenfalls in Palästina zu bleiben. Aber Else Kochmann war – wie viele jüdische Deutsche damals – überzeugt, dass es keinen Krieg geben würde und sie nicht in Gefahr sei.

Wieder zurück in Berlin, wurde Else Kochmann von den Nationalsozialisten 1940 gezwungen, ihre Wohnung in der Duisburger Straße 2 zu verlassen und in ein leeres Zimmer in der Xantener Straße 3 umzuziehen. Es scheint sich dort um eine sog. “Judenwohnung” gehandelt zu haben. Sie konnte nur wenige Dinge aus ihrer früheren Wohnung mitnehmen und hatte bereits 1939 praktisch alle ihre Wertsachen abgeben müssen.

„Judenwohnungen” waren Wohnungen, deren Besitzer oder Hauptmieter – in diesem Fall Else Isaac – auf Anordnung der Nationalsozialisten jüdische Untermieter in die Zimmer seiner Wohnung aufnehmen musste. Somit hatten die Nationalsozialisten einen besseren Überblick bei anstehenden Deportationen. In die Wohnung von Else Isaac wurden drei Damen eingewiesen, darunter ihre Tochte Tilly. Laut Volkszählung von 1939 war Else Isaac geb. Mannheim, die Hauptmieterin. Sie wurde im Alter von 74 Jahren am 28. Mai 1943 nach Theresienstadt deportiert. Ihre zehn Jahre ältere Untermieterin Johanna Cohn geb. Gutmann, war bereits am 17. August 1942 ebenfalls nach Theresienstadt deportiert worden.

Else Kochmann wurde im Alter von 73 Jahren zusammen mit der Tochter ihrer Vermieterin, der 50-jährigen Tilly Loevy geb. Isaac und dem ebenfalls in der Xantener Str. 3 wohnenden Ehepaar Gimpel am 2. März.1943 mit dem sog. „32. Osttransport” – zusammen mit 1527 weiteren Berliner Juden und Jüdinnen sowie 125 jüdischen Menschen aus unterschiedlichen Orten Deutschlands und 158 aus Norwegen – nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.

Der genaue Todestag von Else Kochmann ist nicht bekannt. Es ist aber zu vermuten, dass sie aufgrund ihres Alters unmittelbar nach Ankunft in Auschwitz in der Gaskammer umkam.

Recherche und Text: Eva Sudholt und Elisheva BarAm
Quellen: – Volkszählung vom 17.5.1939 – Landesarchiv Berlin, Wiedergutmachungsakten, – Gedenkbuch des Bundesarchivs – Deportationslisten, – Angaben der Nachkommen.