Stolpersteine Duisburger Straße 12

Hauseingang Duisburger Str. 12, 2014

Hauseingang Duisburger Str. 12

Der Stolperstein für Alex Helischkowski wurde von Jeffrey E. Meyerson (Coral Springs, Florida/USA) gespendet und am 15. Oktober 2013 verlegt.
Die Stolpersteine für Hedwig Blumenthal, Edith Flatow, Fritzel Brann, Ruth Jaroczynski und Hugo Mayer wurden am 30. November 2021 verlegt und von Mitgliedern der AG Gedenken gespendet.

Stolperstein Alex Helischkowski, Foto:H.-J. Hupka, 2014

Stolperstein Alex Helischkowski, 2014

HIER WOHNTE
ALEX
HELISCHKOWSKI
JG. 1895
DEPORTIERT 30.10.1942
THERESIENSTADT
1944 AUSCHWITZ
ERMORDET

Alexander Helischkowski

Alexander Helischkowski

Alexander Helischkowski wurde am 15. Dezember 1895 in Deutsch Krone (Walcz, Zachodniopomorskie, Polen) als drittes Kind von Hermann und Maria Helischkowski, geb. Ebers, geboren. Alexanders Vater Hermann war Kantor und ritueller Metzger in Schneidemühl (Pila). Alexander hatte zwei ältere Geschwister, Anna und Siegmund. Seine Schwester Anna war schon 1909 in die Vereinigten Staaten ausgewandert. Siegmund war Arzt im Krankenhaus der Jüdischen Gemeinde in Berlin und überlebte den Krieg, er starb 1963 in Berlin.

Hertha und Alexander Helischkowski

Hertha und Alexander Helischkowski

Während des Ersten Weltkriegs diente Alex als Soldat in der deutschen Armee.
1930 heiratete er im Alter von 34 Jahren in Elmshorn (Schleswig-Holstein) Herta Hasenberg. Das Ehepaar nahm seinen Wohnsitz in Berlin, Alex war Spirituosenhändler. Herta und Alex bekamen drei Kinder: Lutz (Louis) wurde am 9. Februar 1931 in Berlin geboren, er starb am 12. Februar 2013 in Smyrna (Delaware, USA). Ursula Henny (Ushi) wurde am 5. September 1934 in Berlin geboren. Gabriele (Gaby) wurde am 26. Juli 1937 ebenfalls in Berlin geboren, sie starb am 6. Juni 2007 in Tampa (Florida, USA).

Hertha, Lutz und Ursula Helischkowski

Hertha, Lutz und Ursula Helischkowski

Die Familie wurde aus Berlin am 30. Oktober 1942 in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Während seiner Haft in Theresienstadt war Alex offenbar aufsässig und wurde 10.12.1943 mit Arrest bestraft.

Am 28. September 1944 wurde Alex dann von Theresienstadt nach Auschwitz weitertransportiert, wo er ermordet wurde. Es gibt Zeugnisse, dass Alex nicht kräftig genug war, um zu arbeiten und daraufhin in einer der Gaskammern von Birkenau getötet wurde. Seine Frau Herta und die drei Kinder blieben in Theresienstadt am Leben, wurden befreit und kehrten vorübergehend nach Berlin zurück. Sie lebten bei Alex‘ Bruder Dr. Siegmund Helischkowski, der am Jüdischen Krankenhaus tätig war. Herta und ihre Kinder emigrierten 1947 in die Vereinigten Staaten.

Text: Jeffrey E. Meyerson

Literatur zur Siegmund Helischkowski:
Siegmund Helischkowski: Die Wandlungen der Desinfektionsmethoden des Operationsfeldes und der Hände des Chirurgen. 1917; Ragnhild Münch: Das Jüdische Krankenhaus in Berlin, Hrsg.: Förderverein
Freunde des Jüdischen Krankenhauses Berlin e.V., Berlin 1997

Stolperstein Hedwig Blumenthal

HIER WOHNTE
HEDWIG BLUMENTHAL
GEB. LENZBERG
JG. 1863
DEPORTIERT 14.9.1942
THERESIENSTADT
ERMORDET JAN. 1944

Stolperstein Edith Flatow

HIER WOHNTE
EDITH FLATOW
GEB. ASCH
JG. 1900
DEPORTIERT 29.11.1942
ERMORDET IN
AUSCHWITZ

Stolperstein Fritzel Brann

HIER WOHNTE
FRITZEL BRANN
JG. 1893
GEDEMÜTIGT / ENTRECHTET
FLUCHT IN DEN TOD
11.5.1942

Fritzel Frieda Brann wurde am 20. Oktober 1893 in Berlin geboren. Sie war das einzige Kind des Kaufmanns Josef Brann und seiner Frau Martha, geb. Engel. Josef Brann (* 16. August 1862) war ein Kaufmannssohn aus Reichenbach (Dzierżoniów) in Niederschlesien, Martha (*1. März 1871) die Tochter eines Breslauer Bürobeamten.

Fritzels Vater war Mitinhaber der Firma Brann & Moritz in der Niederwallstraße in Berlin-Mitte, eines großen Engroshandels für Kurzwaren und Posamenten. Er starb am 10. Januar 1903 mit nur vierzig Jahren. Fritzels Mutter heiratete 1907 in zweiter Ehe den Handelsvertreter Gabriel Isaac Löwenthal aus Birnbaum (Międzychód). Sie starb am 25. August 1922, Fritzels Stiefvater am 14. Juli 1938.

Über das Leben von Fritzel Brann war kaum etwas herauszufinden. Vermutlich wohnte sie mit dem Stiefvater seit mindestens 1935 in der Duisburger Straße 12. Sie blieb unverheiratet und war laut Sterbeurkunde Arbeiterin. Ob dies wirklich ihr Beruf war oder sie im Alter von etwa 50 Jahren von den Nationalsozialisten zur Zwangsarbeit herangezogen wurde, ließ sich nicht klären.

Auch nach dem Tod des Stiefvaters wohnte Fritzel Brann weiterhin in der Duisburger Straße 12, wie der Volkszählung vom Mai 1939 zu entnehmen ist. Später wurde ihr als Zwangsadresse eine Unterkunft in der Eisenacher Str. 97 in Schöneberg zugewiesen, aus der sie möglicherweise erneut umgesiedelt wurde und zwar in die Prager Straße 29 in Wilmersdorf, wie aus der Sterbeurkunde hervorgeht.

Sterbeurkunde Fritzel Brann

Sterbeurkunde Fritzel Brann

Vermutlich ahnte sie, dass ihre Deportation bevorstand und wollte dieses Schicksal nicht erleiden. Wie so viele von den Nationalsozialisten verfolgte jüdische Menschen entschied sie sich, über das Ende ihres Lebens selbst zu bestimmen.

Fritzel Brann nahm sich 11. Mai 1942 das Leben.

Recherche und Text: Angelika Kaufel, Monica Schümer-Strucksberg, Christine Wunnicke
Quellen:
- Volkszählung v. 17.5.1939
- Gedenkbuch des Bundesarchivs
- Brandenburgisches Landeshauptarchiv
- ancestry.com
- Geburts-, Heirats-, Sterbeurkunden
- Berliner Adressbücher
- Handelsblatt der Leipziger Monatsschrift für Textilindustrie 21. Januar 1903
- http://www.luckauer-juden.de/birnbaum.html

Stolperstein Ruth Jaroczynski

HIER WOHNTE
RUTH JAROCZYNSKI
JG. 1910
DEPORTIERT 12.3.1943
ERMORDET IN
AUSCHWITZ

Ruth Jaroczynski wurde am 9. August 1910 als Tochter des Kaufmanns Samuel “Sally” Jaroczynski und dessen Frau Lina, geb. Joachim, in Berlin geboren. Lina, genannt Linka, war 1877 in Miloslaw zur Welt gekommen. Sallys Geburtsdatum ist unbekannt, seine Familie stammte aus Posen.

Ruth hatte einen älteren Bruder, Israel Herbert Yaron, der im April 1909 geboren wurde. Die Familie wohnte damals in der Schönhauser Allee in Prenzlauer Berg. Ihm gelang die Flucht. Er heiratete, wahrscheinlich 1944 in Palästina, Esther Erna Scherz (1913-2012) und hatte mit ihr einen Sohn, Samuel Yaron (1945-1999). Israel starb 1976 in Rischon LeZion.

Sally Jaroczynski hatte in den 1910er-Jahren einen Laden für Herrenmode in der Danziger Straße. Spätestens 1921 zog die Familie dann in die Duisburger Straße 12 um. Im gleichen Haus eröffnete Ruths Vater ein Geschäft für Berufs- und Arbeiterbekleidung, das “Gelber Laden” hieß. Mitte der 1920er-Jahre scheint er das Geschäft aufgegeben zu haben. Danach war er eine Weile Mitarbeiter oder Teilhaber der Firma Max Cohn & Co, die Berufs- und Tropenkleidung herstellte oder verkaufte.

Ruth Jaroczynski war unverheiratet. Wann ihre Eltern starben, ist nicht bekannt. Sie blieb nach deren Tod in der Duisburger Straße 12 wohnen. Nach 1939 wurde sie aus dieser Wohnung zwangsweise aus- und in die Wohnung der Familie Cohn in der Kufsteiner Straße 12 in Schöneberg eingewiesen. Am 12. März 1943 wurde sie im sog. “36. Osttransport” mit knapp 1000 weiteren Menschen vom Güterbahnhof Moabit aus nach Auschwitz deportiert. Diese Deportation bildete den Abschluss der so genannten “Fabrikaktion”, bei der die letzten Berliner Jüdinnen und Juden, die noch bei der Jüdischen Kultusvereinigung angestellt oder in der Rüstungsindustrie zwangsbeschäftigt waren, in den Tod geschickt wurden. Ruths Gedenkblätter bei der Internationalen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem – eingereicht von einem Vetter sowie von ihrem Bruder – geben an, sie sei Angestellte gewesen. Wann sie in Auschwitz ermordet wurde, ist nicht bekannt.

Recherche und Text: Angelika Kaufel, Monica Schümer-Strucksberg, Christine Wunnicke

Quellen:
- Volkszählung vom 17.5.1939
- Gedenkbuch des Bundesarchivs
- Brandenburgisches Landeshauptarchiv Potsdam-Golm
- Yad Vashem
- Berliner Adressbücher und Handelsregister
- Heiratsurkunde Sally und Lina Jaroczynski
- Geburtsanzeigen für Ruth und Israel Jaroczynski
- myheritage.com
- ancestry.com
- Deportationsliste: 36. Osttransport (statistik-des-holocaust.de) Nr. 748
- Fabrikaktion – Wikipedia

Stolperstein Hugo Mayer

HIER WOHNTE
HUGO MAYER
JG. 1886
DEPORTIERT 5.9.1942
RIGA
ERMORDET 8.9.1942