Stolpersteine Sybelstraße 41

Hauseingang Sybelstr. 41

Diese Stolpersteine wurden am 28.4.2015 verlegt.

Stolperstein Emma Unger

HIER WOHNTE
EMMA UNGER
GEB. SCHLOME
JG. 1882
DEPORTIERT 19.10.1942
RIGA
ERMORDET 22.10.1942

Emma Unger, geb. Schlome, wurde am 10. Juni 1882 in Janowitz/ Janowiec geboren. Da ihr Mann, von dem sie seit 1922 geschieden war, erblindet war und keine Unterhaltsleistungen zahlen konnte, musste sie für sich und den Unterhalt ihrer drei Kinder alleine sorgen. Sie lebte von der Ausführung von Bestellungen von Kosmetika, Süß- und Tabakwaren für den weiteren Bekanntenkreis. Es ist anzunehmen, dass sie sich notdürftig materiell über Wasser halten konnte. Zuletzt wohnte Emma Unger in der Sybelstraße 41 in Charlottenburg. Zur Untermieterin hatte sie Ella Heymann, geb. Markus, die im Alter von 35 Jahren am 28. März 1942 nach Piaski deportiert wurde. Die Kinder Herta (geboren am 1. Dezember 1907 in Mogilno, Provinz Posen), Klara und Hans überlebten den Holocaust.

Nachdem sie in der Sammelstelle an der Levetzowstraße erfasst worden war, wurde Emma Unger am 19. Oktober 1942 vom Güterbahnhof Moabit in einem Viehwagen nach Riga deportiert und am Tag ihrer Ankunft am Bahnhof Skirotava wie die meisten der 963 Insassen in den Wäldern um Riga erschossen und in ein Massengrab geworfen.

1955 lebte die Tochter Herta Löwenstein, geb. Unger, in Haifa (Israel), die Tochter Klara in Rechowoth, Eisenbahnstation und der Sohn Hans Unger in Bristol (England). Zu ihren Kindern oder deren Nachkommen konnte kein Kontakt aufgebaut werden.

Text: Gertrud Möller-Frommann mit Material von Reinhard Frommann
Quellen: Gedenkbuch – Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945
Dokumente: Entschädigungsamt: Eidesstattliche Versicherung der Tochter Herta Unger, Eidesstattliche Versicherung des Sohnes Hans Unger

Stolperstein Julius Bloch

HIER WOHNTE
JULIUS BLOCH
JG. 1868
DEPORTIERT 14.9.1942
THERESIENSTADT
ERMORDET 21.1.1943

Julius Bloch wurde am 1. Dezember 1868 in Berlin geboren. Seine Eltern hießen Siegfried und Emilie, geb. Meyer. Verheiratet war er mit Hedwig Bloch, geb. Mayer, geboren am 28. April 1875 in Lank-Latum bei Krefeld.

Er stand jahrelang als Vertreter im Adressbuch und war Kleinrentner, d.h. er bezog Rente aus der Angestellten-Rentenversicherung. Sie gab als Beruf Haushaltshilfe an. Das Ehepaar Bloch bewohnte in der Sybelstraße 41 in Charlottenburg eine 2-Zimmer-Wohnung im Gartenhaus, 1. Stock links, seit Oktober 1933.
Sie hatten eine Tochter Selma, geboren am 4. Januar 1903 in Berlin. Diese war mit Paul Silbermann verheiratet. Vor der Deportation des Ehepaars Bloch bewohnten die Tochter und ihr Ehemann, die sieben Monate danach auch deportiert wurden, ein Zimmer in der Wohnung ihrer Eltern.

Das Ehepaar Bloch wurde am 11. September 1942 von der Geheimen Staatspolizei abgeholt, die Wohnung ist teilweise versiegelt worden. In den Akten ist vermerkt, dass die Untermieter „nicht auswandern“. Das Ehepaar Silbermann blieb noch bis 30. September 1942 in der Wohnung. Danach wurde sie beschlagnahmt.

Blochs wurden am 14. September 1942 nach Theresienstadt ins Ghetto deportiert. 999 Menschen mussten sich in den Zug drängen, der am Güterbahnhof Moabit losfuhr. Er ist am 21. Januar 1943 in Theresienstadt gestorben. In einer säuberlich mit feiner Handschrift ausgefertigten Todesurkunde wurde „Darmkatarrh“ als Todesursache angegeben, was eine Umschreibung für die Folgen der miserablen Ernährung und der hygienische Zustände im Lager war. Am 17. April 1943 wurde seine Frau, die den Demütigungen und Strapazen nicht mehr lange gewachsen war, ebenfalls ums Leben gebracht.

Der Schwiegersohn Paul Silbermann, geboren am 8. Juni 1893 in Bochnia (Salzberg) in Galizien, und dessen Frau Selma, geb. Bloch, waren 1939 noch in der Sybelstraße 27 gemeldet, später aber, mit wachsender Not, ins Haus gegenüber zu den Eltern/Schwiegereltern gezogen. Sie sind bald nach Julius und Hedwig Bloch am 12. März 1943 deportiert worden – nach Auschwitz. Sein Todesdatum wurde in der Registratur des Konzentrationslagers am 24. März 1943 vermerkt.

Text: Gertrud Möller-Frommann mit Material von Reinhard Frommann
Quellen: Gedenkbuch der Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945; Bundesarchiv; Dokumente: Todesfallanzeige Ghetto Theresienstadt; Vermögenserklärungen; Finanzamt für Liegenschaften: „Mietausfall der beschlagnahmten Judenwohnung Julius Israel Bloch, Sybelstr. 41“ vom 10.10.1942; Beschwerde des Malereigeschäfts Walter Barendt

Stolperstein Hedwig Bloch

HIER WOHNTE
HEDWIG BLOCH
GEB. MAYER
JG. 1875
DEPORTIERT 14.9.1942
THERESIENSTADT
ERMORDET 17.4.1943

Stolperstein Margarethe Lehmann

HIER WOHNTE
MARGARETHE
LEHMANN
JG. 1894
GEDEMÜTIGT / ENTRECHTET
FLUCHT IN DEN TOD
9.11.1942

Stolperstein Katharina Crohn

HIER WOHNTE
KATHARINA CROHN
GEB. LEVINSON
JG. 1883
DEPORTIERT 12.1.1943
ERMORDET IN
AUSCHWITZ

Stolperstein Fritz Crohn

HIER WOHNTE
FRITZ CROHN
JG. 1907
DEPORTIERT 12.1.1943
ERMORDET IN
AUSCHWITZ

Stolperstein Ella Heymann

HIER WOHNTE
ELLA HEYMANN
GEB. MARKUS
JG. 1907
DEPORTIERT 28.3.1942
PIASKI
ERMORDET